Al-Quaeda – Mic Phonetics
Wenn ein Rapper sich den Namen Al-Quaeda gibt dann kann das verschiedene Gründe haben. Entweder er teilt die Ideologie – oder er frönt dem momentan wieder so beliebten Anti-Amerikanismus und liebt es, mit dem Image des Staatsfeindes zu kokettieren. Oder, dritte Möglichkeit: er hat mit Politik nicht allzuviel am Hut und hat zwecks Erregung öffentlicher Aufmerksamkeit ganz einfach noch einen provokanten Aufhänger gebraucht. Im Falle von Al-Quaeda, afro-indianische Äste im Stammbaum und momentan wohnhaft in Englewood/New Jersey, können wir uns wohl gütlich auf Letzteres einigen.
Auf seinem – wenn überhaupt – unter der Hand vertickten Erstversuch “Mic Phonetics” geht’s um die Hood – nicht um Global Politics. Sicher doch, viel Neues kann uns der Gute nicht berichten – und doch sind gerade die Lyricshier noch am interessantesten. Mit einer Style-Mischung irgendwo zwischen Snoop Dogg und Sensational (ich hätte sowas auch nicht für möglich gehalten) zeigt Al-Quaeda uns neun mickrige Tracks lang, dass er “Something To Say” hat. So skizziert er sich nach dem in jeder Hinsicht ermüdenden “Poppin'” im gleich um Klassen besseren “Pen Pal” als Gefangener äußerer Umstände, lässt vor allem in den kurzen Skits aus eigenen Erfahrungen gespeistes Street Knowledge hören und versucht’s in “Something To Say” auch mal mit schnöder Battlekost. Soweit, so gut. “Mic Phonetics” kränkelt an anderer Stelle.
All dem kann man nun entweder stilistische Exzentrik unterstellen – oder es eben als unschlüssiges Genuschel einstufen, das mehr als einmal dem Beat hinterherrennt und im Falle von “Lyrically Assending” auch mit schrägen Gesang und gedoppelten Wortendungen nicht kaschiert werden kann. Und dann sind da natürlich die Beats. Lasst es mich vornehm ausdrücken: das Ganze klingt nach extrem wenig Geld, wenn nicht sogar – wie z.B. bei “Lockdoor” – gleich nach einer zum Studio umfunktionierten Waschküche. Dass er es besser kann, beweist Al-Quaeda mit dem vergleichsweise sauber umgesetzten “Wanna Be” – auf solche Songs müsste aufgebaut werden, damit die Sache mit dem angekündigten Full Length nicht in die Hose geht. Wir werden hören.
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