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Was zunächst mit den beiden Tapes "Starship" und "Chapter 4...” begann, manifestierte sich im Jahre 2000 mit dem ersten Album "Mind Over Matter". Wer die beiden Kalifornier auf der Assembled Arts Tour in Deutschland erleben konnte weiß, mit welcher Liebe sie ihre Musik leben und welche Energie von ihnen ausgeht. Im folgenden Feature berichtet Zion aka Jah Love stellvertretend über das neue Album, Probleme der Globalisierung und die Vormachtstellung der USA...
Das Debütalbum sorgte nicht nur in ihrer Heimat, sondern eben auch in Europa für gesteigerte Aufmerksamkeit. Besonders die innovativen Instrumentals und der Mut zum Ausbruch aus der langweiligen Welt gängiger Klischees waren dafür verantwortlich. "Amp ist für unseren Drum'n'Bass Einfluß verantwortlich, er hat sich damit ausführlich auseinandergesetzt. Es war dieser neue, progressive Sound, der uns dann beide inspiriert hat. In einer Show wird mit dieser Musik eine riesige Energie entwickelt. Ich glaube, daß war auch unser erstes Erlebnis damit - einfach nur pure Energie. Zum Erfolg von "Mind Over Matter" kann ich nur sagen, daß jede Münze zwei Seiten hat. Wir sind mit dem Fakt zufrieden, daß die Leute unsere Arbeit respektieren und das Einzigartige und Innovative gefühlt haben. Aber mit der Promotion und dem Marketing der Platte sind wir nicht zufrieden. Unserer Meinung nach hätte man mit dem Album noch mehr machen können. Generell denken wir, daß eine Menge Leute es durch die fehlende Unterstützung einfach verschlafen haben. Das ist schon recht unglücklich, da alle, die es gut fanden, das Album gleichzeitig lieben. Wir haben sehr loyale Fans, wofür wir natürlich sehr dankbar sind."
Diese Fans konnten sich bei den Liveshows der beiden Jungs von der Einzigartigkeit der Kommunikation zwischen Künstlern und Publikum überzeugen. Wie in einer in sich geschlossenen Welt versteht es Jah Love, die Menge in seinen Bann zu ziehen. Selbst Pausen zwischen den Stücken werden überbrückt, Amps Einsätze der Beats kommen dann auf den Punkt. "Für uns muß eine Show anziehend und einnehmend sein. Wir wollen, daß die Leute unsere Shows gestärkt für den nächsten Tag verlassen. Sie sollen gut unterhalten werden, mit uns schwitzen und sich bewegen. Sie sollen sich belebt fühlen! Wir geben die Energie, die wir in dem Moment zur Verfügung haben, und versuchen zu verstehen, was das Publikum braucht. Wir tun immer unser Bestes, ihnen das dann zu geben."
2002 soll nun das Jahr werden, in dem Zion I ihr zweites Album veröffentlichen: "DeepWaterSlang". Wird es hinsichtlich der Musik und des Charakters Unterschiede geben, und worin besteht die Bedeutung des Albumtitels? ”Zunächst einmal ist "DeepWaterSlang" von tiefen, treibenden Emotionen geprägt. Ich wage mal zu behaupten, daß es etwas mutiger ist als "Mind Over Matter". Es hat einen viel größeren organischen Sound, da wir eine Menge Liveinstrumente neben den elektronischen Sachen benutzt haben. Stell dir vor, du gehst im Ozean schwimmen, tauchst ab und hältst deinen Atem an... Es ist wunderschön und mysteriös und abhängig davon, wo du schwimmst, auch gefährlich. "DeepWaterSlang" erzählt dir grundlegend, woher diese Musik stammt. Die Emotion (Water) ist angespannt und intensiv (Deep), und alles verbindet sich durch den übermäßig technologischen Gebrauch der Sprache (Slang). Das Bild, welches wir gezeichnet haben, ist wie eine Taufe, wenn der Geist gereinigt ist und die Person im geistigen Sinne wiedergeboren wurde. Dieses Album war ein reinigender Moment für uns."
Bei "Mind Over Matter" gab es Gastauftritte von Planet Asia, Grouch, Knowmatic, Eclipse 427 und Rasco. Gibt es auch beim neuen Werk Unterstützung am Mic? "Wir haben Features mit Aceyalone, Pep Love, Grouch und Goapele. Auf dem Vinyl gibt es außerdem einen Bonustrack mit Deuce Eclipse, Dust, Foreign Legion und Khari von SunMoonSekt. Wir wollten diese Leute auf unserem Album, weil es unsere Jungs sind und wir ähnliche Einstellungen zu bestimmten Dingen haben. Wir mögen es nicht Leute, die wir nicht kennen, zu fragen, ob sie mit uns Musik machen, weil dies ein sehr persönlicher Prozeß ist. So sind die Gäste auch aus unserem Umfeld."
Über das Internet geben Zion I in gewissen Abständen einen Newsletter heraus, in dem sie nicht nur über aktuelle persönliche Aktivitäten berichten, sondern auch mit politischen Themen zur Diskussion anregen. So wird sich mit Problemen der Globalisierung sowie der medialen Beeinflussung und Lenkung der Menschen auseinandergesetzt. Um mit Jah Loves Worten zu sprechen: "Wir brauchen Emanzipation, keine Globalisierung". Worin bestehen nun die besonderen Kritikpunkte? Sollte man nicht auch die positiven Seiten einer schnelleren weltweiten Kommunikation mit einbeziehen? "Sicherlich kommen gute Dinge durch die Globalisierung, die schnelle Kommunikation ist beachtlich. Wenn ich aber über Globalisierung spreche, so meine ich westliche Ideen von einem idealen Bild eines erfolgreichen Lebens. Dieser Lifestyle wird dann ohne Kompromisse von anderen Kulturen der Welt übernommen oder ihnen übergestülpt. Wenn du zum Beispiel um die halbe Welt reist und dann siehst du einen McDonald‘s. Für mich ist das nicht besonders erfreulich. Es ist mehr wie: ‘Oh, die haben dieses Gift hier auch angesiedelt.‘ Ich mag diese geschlossene Herrschaft in der Welt nicht, und das zeichnet die Globalisierung aus. Ich möchte, daß die Leute sehen, daß es unter der Oberfläche dieses scheinbar harmlosen Systems noch etwas anderes gibt. Durch unseren Luxus kommen andere Menschen in ärmeren Ländern zu Schaden. Ich möchte, daß die Leute darüber nachdenken sich zu erheben, um unsere Regierung und die Behörden dafür zur Rechenschaft zu ziehen, wie sie Menschen in unserem Land und woanders behandeln. Es gibt soviel mehr im Leben als schnelle Autos und leichten Sex. Ich möchte hinter die gewöhnlichen Geschehnisse blicken."
Gerade in heutigen Zeiten tut es gut, von Amerikanern solche Worte zu hören. Doch wie sieht Jah Love die immer größer werdende Vormachtstellung und den Nationalismus seines eigenen Landes? "Ich sehe Bush als ein personifiziertes Gesicht, das für die Weltherrschaft steht. Wenn die USA andere Menschen fair behandelt hätte, wäre sie wahrscheinlich auch nicht angegriffen worden. Fakt ist aber, daß Blut an unseren Händen klebt, so wie an den Händen von Terroristen. In unserer momentanen Weltlage ist Macht mit Gewalt garniert worden, nicht Konsens oder Frieden. Die Aktionen Bushs verwundern mich nicht besonders. Er macht einfach nur das, was jeder Cowboy machen würde. Vor diesen Anschlägen mochten ihn viele Menschen nicht besonders. Er ist auf korrupte Art und Weise zum Präsidenten gewählt worden. Seit den Anschlägen ist er aber der Mann. Das ist schon recht ironisch. Ich denke, daß mit dem schnellen technologischen Schrumpfen der Welt ein neues Denken einsetzen muß. Sicherlich gibt es kulturelle Unterschiede, aber wir sind alle menschlich. Dieser plötzliche, starke Patriotismus hat mich schon ein bißchen überrascht. Sicherlich fühle ich auch mit den Opfern der Anschläge, aber ich denke ebenfalls an die ganzen Schwarzen, Latinos und Asiaten, die von der amerikanischen Regierung mißhandelt wurden. Natürlich sind Anschläge auf Minoritäten in Amerika nicht genau definiert, sie ereignen sich ja auch durch die Gesetze, nicht durch Bomben. Die Aufmerksamkeit der Leute ist aber momentan abgelenkt."
Bleibt zum Schluß nur, den beiden Jungs von Zion I viel Glück mit ihrem neuen Album zu wünschen, für das sie sich leider ein neues Label suchen müssen. Nu Gruv mußte aufgeben, es gab wohl finanzielle Probleme. "Das kommt jetzt wirklich zu einem sehr dummen Zeitpunkt, weil "DeepWaterSlang" in den Startlöchern steht. Alles in allem ist es aber mehr Glück im Unglück. Es ist wahrscheinlich besser, daß das Schiff vor dem Erscheinen unseres Albums gesunken ist. So können wir jetzt zu einem anderen Boot schwimmen."
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