Zunächst ein paar Anmerkungen: Ich spreche von Gangsta Hip Hop (GHH) allgemein, sicher trifft das Gangsta nicht immer zu, aber ich denke, ihr wisst, was gemeint ist. Mein Hintergrund: Ich kenne einige Gangsta-Sachen, insbesondere aus Louisiana. Habe allerdings nur sehr wenige Sachen besessen und nie mehr als 15€ ausgegeben. Lieblingsalben: von Young Gangstas, Sircle Of Sin, DJ Lil Daddy, Major League. Bin außerdem ein Musikliebhaber allgemein (auch viele Nischengenres, ähnlich wie GHH) und habe eine Platten-, Tapes- und CD-Sammlung. Bisher am meisten bezahlt: $91 für eine auf 24 Exemplare limitierte 7"
Hi,
Dies ist eine Frage, die mich seit einigen Jahren beschäftigt. Es gibt unzählige CDs, die für 100$ aufwärts gehandelt werden, wahrscheinlich dutzende Alben über 1000$. Aktuelle Beispiele:
http://cgi.ebay.de/Slab-Click-Militia-Str-8-Slabn-ultra-rare-Texas-g-funk-/140593828118?pt=Music_CDs&hash=item20bc0b9116
http://cgi.ebay.de/RED-MONEY-II-MUCH-RED-1995-ATLANTA-G-FUNK-RARE-/180710697463?pt=Music_CDs&hash=item2a133269f7
Da fass ich mir jedes Mal an den Kopf, bin aber auch gleichzeitig fasziniert. Wie kann es sein, dass in der GHH-Szene so lächerlich hohe Preise zustandekommen? In
keiner anderen Musikrichtung sind die Preise für CDs so regelmäßig exorbitant hoch. Es wird natürlich hier und da mal eine Promo-CD von zB Madonna, Mariah Carey oder Prince für 1000$ verkauft, doch das sind Ausnahmen. Für seltenen GHH-Stuff sind Preise ab 50$ jedoch Normalität, und es gibt hunderte davon! Und es ist bei weitem nicht so, dass es keine (extrem) seltenen Non-GHH-Sachen mit hoher Nachfrage gibt. Nur meiner Meinung nach sind da die Leute wesentlich vernünftiger. Allein 50$ sind da schon die Ausnahme. Derart teure Sachen sind dann wirklich sehr selten.
(Nochmal zur Verdeutlichung: Dieser Thread geht hauptsächlich um CDs)
Für mich sind das völlig utopische Summen, zumal die CDs in wenigen Jahrzehnten (spätestens!) überhaupt nicht mehr abspielbar und defekt sind (im Gegensatz zu zB Vinyl). Als Sammler sind CDs für mich das in Kauf genommene Übel, industriell gefertigte, billige Massenprodukte.
Ich denke, es herrscht Einigkeit darüber, dass die Hörer- bzw. die Käuferschaft der teuren Sachen nicht aus den gesellschaftlichen Gruppen der Interpreten kommen kann. Ganz plakativ: Die armen oder verarmten Schwarzen und Latinos in den US-Ghettos haben überhaupt nicht das Geld, um mal eben 300$ für eine CD zu bezahlen, geschweige denn sich mit solchen Dingen überhaupt zu befassen.
Wer sind also die Käufer? Vorwiegend Weiße mit solider Kapitalausstattung. Leute aus Frankreich, Finnland, Deutschland, Japan, oft vom Land und aus Vororten, die Unsummen dafür bezahlen, eine seltene Gangsta-CD im Hause zu haben. Leute, die völlig andere Lebensrealitäten und Wertvorstellungen haben als die Interpreten. Das ist nicht abwertend gemeint (sie können im Gegenteil froh sein, nicht in einem Ghetto leben zu müssen) und ich möchte auch nicht alle über einen Kamm scheren, doch so siehts wohl im Allgemeinen aus.
Ich würde mich über einige Erklärungsversuche, Hintergründe und Motive usw. der Käufer und Leute in der Szene freuen! Was bewegt diese Leute? Warum machen die das? Warum ist GHH, bezogen auf CDs, das teuerste (Sub-)Genre?
Mir geht es um das generelle Phänomen.
Grüße