Der dritte Teil läuft morgen an, hab hier eine ganz gute Kritik gefunden.
Pirates of the Caribbean: At World's End. USA 2007. R: Gore Verbinski. B: Ted Elliott, Terry Rossio. K: Dariusz Wolski. S: Stephen Rivkin, Craig Wood. M: Hans Zimmer. P: Jerry Bruckheimer Films. D: Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley, Geoffrey Rush u.a. 169 Min. Buena Vista ab 24.5.07
We Sail Tonight for Singapore
Willkommen zurück in der Welt des Spektakelkinos, wo jeder Schauspieler aussieht wie dem Zirkus entflohen und jeder Seemann redet, als würde er einen Tom Waits-Song zitieren. Der schon bewährte Mythenmischmasch zwischen Robert Stevenson und Richard Wagner, zwischen Verne und Voodoo, zwischen Homer und Hägar, wird im dritten Aufguß mit einigen neuen (vor allem chinesischen) Zutaten noch mal aufgepeppt und schmeckt immer noch eher nach zuviel auf einmal als nach drögem Eintopf. Es gibt Leierkastenspieler in Schanghai, gefrorene Bärte im Eismeer, Guantanamo-Anspielungen in den britischen Kolonien, Morricone-Hommagen auf sonnendurchfluteten Sandbänken, brennende Affen fliegen durch die Luft – nein, so richtig brauchbare Dramaturgen werden die Drehbuchautoren Rossio und Elliott in diesem Leben wohl nicht mehr, aber immerhin haben sie Harry S. Trumans zutiefst amerikanischen Wahlspruch beherzigt: "If you can’t convince them, confuse them."
Während das Drehbuch also erneut die (erlaubte) Frage stellt, was das denn für ein Piratenfilm wäre, wenn nicht der Schauplatz alle zehn Sekunden wechseln und jeder jeden alle fünf Minuten aufs neue verraten würde, so findet die Inszenierung Verbinskis seine Stärken erneut in der Kontinuität und Geduld. Nicht nur sind die Kämpfe in längeren ungeschnittenen Aufnahmen oder gar in bremsenden Zeitlupen gefilmt – was nicht nur Kunstfertigkeit und Detailfreude beweist, sondern dem dankbaren Zuschauer auch Überblick verschafft – auch die langen, ruhigen und immer seltsam traurigen Stimmungstableaus und Breitwandpanoramen, die schon den zweiten Teil bei allem Slapstick leicht melancholisch eingefärbt hatten, sind wieder zu bestaunen.
Emotional ist der dritte Teil vermutlich der befriedigendste: Orlando Blooms Will darf mal ein bißchen gleichberechtigter Mitspieler sein und genauso seine Freunde verraten wie alle anderen Piraten auch; und Keira Knightleys spritzige Patty-Hearst-Variante (einen klareren Fall von Stockholm-Syndrom sucht man im Kino der letzten Jahre vergeblich) schwingt sich gar zur befehlshabenden Piratenkönigin auf – beide bestehen auch in beförderter Position souverän und werden dafür erst mit einem handfesten Vertrauensbruch belohnt (erstaunlich, wie viele Sommerblockbuster dieses Jahr mit bitterer Ernsthaftigkeit Beziehungskrisen behandeln), dann mit einer haarsträubenden Seegefechts-Hochzeit und schließlich mit einem überraschend träumerischen und nicht wirklich fröhlichen Ende.
Johnny Depp wurde für den dritten Teil übrigens vollends von der Leine gelassen, er genießt hier eine schauspielerische Narrenfreiheit, wie sie nur Peter Sellers kannte. Zudem arbeiten ihm ganze Abteilungen des Films offensichtlich zu, von den Dialogen über die Spezialeffekte bis hin zu der nachträglich kommentierenden Musik. Besonders herausragend, übrigens auch filmisch, ist dabei eine fast zwanzigminütige surreale Traumsequenz in einer schneeweißen Salzwüste, die von Dalí-Anspielungen im wahrsten Wortsinne wimmelt, und die Depp als Ein-Mann-Show mehr als bravourös bestreitet. Damit nicht genug, erholt sich seine Figur nie ganz von dem Aufenthalt in der Nachwelt, was Depp Gelegenheit gibt, öfters mal mit imaginären Mini-Mes in seinem Bart zu palavern und generell noch gedrogter zu wirken als in den ersten beiden Teilen. Besonders deutlich wird sein Verdienst um die Schauspielkunst beim ersehnten Cameo von Keith Richards als Jack Sparrows Vater. Depp beweist hier einmal mehr, daß er mehr Richards ist als Richards es jemals sein könnte – die im realen Leben so schillernde Sex-Drugs-and-Rock’n’Roll-Maschine bleibt auf der Leinwand seltsam blaß neben dem ewigen Paradiesvogel Depp, dem Charakterdarsteller auf der Höhe seiner Kunst.
Daniel Bickermann
http://www.schnitt.de/filme/artikel/flu ... bik3.shtml
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Fand die ersten beiden Teilen wenig berauschend, Teil 1 war einfach nur stinklangweilig und relativ handlungsarm, Teil 2 beim ersten Sehen amüsant, dann aber auch eher mau. Im Grunde hat man den größten Spaß wenn man miträtselt wen oder was die da so alles zitieren, den bunten Strauß also ein bißchen zerpflückt, wie der Mensch da oben das ja auch tut...