Ihr redet alle von Betrug und Manipulation...das hier ist viel schlimmer

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Dortmund - Dem einzigen börsennotierten Fußball- Bundesligaclub Borussia Dortmund droht das Aus. Laut einer Pflichtmitteilung des einstigen Branchenriesen hat sich die finanzielle Lage dramatisch zugespitzt.
«Für die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA ist eine existenzbedrohende Ertrags- und Finanzsituation eingetreten», räumte der BVB ein. Nur eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Gläubigern wird den sechsmaligen deutschen Meister noch vor der Pleite bewahren.
Ohne den Nachweis von Liquidität droht dem Club der Lizenzentzug: Bis zum 15. März 2005 muss der Club die Unterlagen für die kommende Saison bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) einreichen. «Wir beobachten die Entwicklung beim BVB mit großer Sorge», sagte DFL- Pressesprecher Tom Bender.
Bei der Suche nach Wegen aus der Schuldenfalle kann der Traditionsclub nicht auf die Hilfe der Politik hoffen. «Der BVB darf nicht aus der Bundesliga verschwinden. Aber wir dürfen keine öffentlichen Gelder einsetzen, um die Millionengehälter von Profis abzusichern», sagte NRW-Sportminister Michael Vesper (Grüne) der dpa.
Keine acht Jahre nach dem umjubelten Triumph in der Champions League haben die Sünden der Vergangenheit den Club endgültig eingeholt. In der Ad-hoc-Mitteilung wurde deutlich, dass die verschwenderische Ausgabenpolitik der Geschäftsführung den Club an den Abgrund geführt hat. Allein für das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2004/2005 ist mit einem operativen Verlust von 27,2 Millionen Euro zu rechnen. Bleiben Sanierungseffekte aus, droht der Gesellschaft im Planungszeitraum bis zum 30. Juni 2006 ein Schuldenstand in Höhe von 134,7 Millionen Euro.
Ohne die Zustimmung aller Finanzgläubiger ist das bereits von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft RölfsPartner vorgelegte Sanierungskonzept nicht umzusetzen. «Deren überwiegende Mehrheit hat die Zustimmung bereits zugesagt», versicherte das Fußball- Unternehmen, «mit lediglich drei Finanzgläubigern werden gegenwärtig noch weiterführende Verhandlungen geführt.» BVB-Präsident Reinhard Rauball hat die Hoffnung auf eine Rettung nicht aufgegeben. «Von Insolvenz kann keine Rede sein. Wir werden ein Sanierungskonzept vorstellen, mit dem wir den Verein retten wollen», sagte er der «Bild»-Zeitung.
Das noch vor wenigen Monaten vom Verein mit viel Optimismus vorgestellte Restrukturierungsprogramm allein kann dem Verein nicht aus der Bredouille helfen. Anders als die Erklärungen diverser BVB- Vertreter in den vergangenen Monaten offenbart die Ad-hoc-Mitteilung das wahre Ausmaß der Krise: Demnach ist für das gesamte Geschäftsjahr 2004/2005 ohne Sanierungsmaßnahmen mit einem Fehlbetrag von insgesamt 68,8 Millionen Euro zu rechnen. Unter Berücksichtigung kumulierter Verluste aus Vorjahren seien rund 79 Prozent des eingezahlten Kapitals der Aktionäre in Höhe von 179,5 Millionen Euro «durch Verluste aufgezehrt».
Besonders die Liquiditätsprobleme geben zu denken. Wie das Unternehmen einräumte, steht derzeit kein Geld für Zahlungsverpflichtungen in Höhe von 29,7 Millionen Euro bis Ende Juni 2005 zur Verfügung. Die gegenwärtigen Engpässe sollen durch «Überbrückungsdarlehen einzelner Gläubiger aufgefangen werden, entsprechende Absichtserklärungen liegen der Gesellschaft bereits vor».
Auf die Existenzkrise des Vereins reagierte die Börse mit einem neuerlichen Kurseinbruch. Gleich zu Handelsbeginn sackte der Kurs der Aktie um bis zu 26 Prozent auf zeitweise 1,94 Euro ab. Die Wertpapiere waren Ende 2000 zum Kurs von 11 Euro ausgegeben worden. Selbst eine im September 2004 durchgeführte Kapitalerhöhung, die dem Unternehmen einen Mittelzufluss von etwa 25 Millionen Euro bescherte, konnte der Borussia nicht aus der Schuldenfalle helfen.
Wie konnte man so einen Verein nur so runter wirtschaften
