HipHop-Pionier, Legende, Priester. Reverend Run kann auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Denn zusammen mit zwei Freunden aus Hollis, Queens gründete er Anfang der Achtziger eine der ohne Zweifel einflussreichsten und bekanntesten Gruppen im HipHop: Run-DMC. Ihre ureigene Methode, schnörkellose HipHop-Beats mit harten Rockgitarren zu mischen, bescherte ihnen nicht nur die ersten Gold- und Platin-Platten und die erste MTV-Rotation der Rapgeschichte, sondern legte auch den Gundstein für den erfolgreichen Rock-Rap-Crossover von Bands wie Rage Against The Machine oder Limp Bizkit.
1983 traten Run (Joseph Simmons), DMC (Darryl McDaniels) und Jam Master Jay (Jason Mizell) mit der Single „Sucker MC’s“ auf Profile Records erstmals ins Licht der Öffentlichkeit. Dieses rohe, auf Beats und Rhymes reduzierte Stück Musik setzte sich deutlich von dem bislang dominanten, von Disco und Funk beeinflussten Party-Rap à la Sugarhill Gang und Grandmaster Flash ab – mit Run-DMC begann eine neue Ära im Rap, die OldSchhool machte der NewSchool Platz. Die darauf folgenden Singles, etwa „It’s like that“ oder „Hard Times“, landeten alle in den R&B-Top 20 der Billboard-Charts – noch bevor ihr wegweisendes, selbstbetiteltes Debütalbum erschien.
Das folgende Album „King of Rock“ featurete erneut eine Reihe veritabler Hits, außerdem gaben die drei an der Seite von Kurtis Blow (für den Run in jungen Jahren die Turntables bediente) und den heute ebenfalls legendären Beastie Boys ihr Filmdebüt in dem für die HipHop-Szene immens wichtigen und erfolgreichen Streifen „Krush Groove“. Inzwischen auf Def Jam, dem frisch gergündeten Label von Runs Bruder Russell Simmons, gelandet, kletterten Run-DMC 1986 mit „Raising Hell“ die Erfolgsleiter noch ein ganzes Stück weiter hinauf: Die Singles „My Adidas“, „It’s Tricky“ und vor allem „Walk This Way“ an der Seite der Rocker von Aerosmith machten die Gruppe zu weltweit bekannten Superstars: Die Platte gilt mit drei Millionen verkauften Einheiten bis heute als erfolgreichstes Rap-Album aller Zeiten, inklusive Top 10-Platzierung in den Billboards und Platin-Auszeichnung.
Als 1988 „Tougher Than Leather“ erschien, hatte sich die Rap-Welt entscheidend verändert: Public Enemy gaben mit ihren kompromisslosen, politischen Raps den Ton an, auch fehlten Run DMC die großen Hits, dennoch erreichte das von dem gleichnamigen Film flankierte Album locker Platinstatus. Dem Nachfolger „Back From Hell“ war kein derartiger Erfolg beschieden: Die Verkäufe hielten sich in Grenzen und Gerüchte um Runs angebliches Alkoholproblem machten die Runde – Run DMC schienen auf einen empfindlichen Karriereknick zuzusteuern.
1993 war wieder alles in Ordnung im Hause Run DMC: Run und DMC hatten ihre persönlichen Probleme aus der Welt geschafft, beide traten 1993 als wiedergeborene Christen und mit neuem Album in Erscheinung. „Down With The King“ beeindruckte mit dem gleichnamigen Hit aus der Feder von Top-Produzent Pete Rock und einer Gästeliste, die alles, was damals Rang und Namen hatte, versammelte: Public Enemy, Naughty by Nature, A Tribe Called Quest, Neneh Cherry und KRS-One untermauerten den noch immer legendären Status der Crew.
2001, nach längerer Studioabstinenz, folgte das von Kennern und Fans durchaus beachtete, kommerziell mäßig erfolgreiche „Crown Royal“, 2002 dann ihre „Greatest Hits“-Zusammenstellung, gefolgt von einer gefeierten US-Tour an der Seite von Aerosmith und Kid Rock. Kurz nach der Rückkehr nach New York dann der Schock: Jam Master Jay wurde im Alter von nur 37 Jahren in seinem Studio von unbekannten Tätern erschossen. Die knapp zwanzig Jahre bestehende Formation aus zwei MCs und einem DJ existiert ab diesem schwarzen Tag nicht mehr.
2005: Reverend Run ist zurück. Erstmals solo, mit Priesterkragen, einer eigenen Reality-Show auf MTV („Run’s House“) und vor allem einem neuen Album: „Distortion“. Ein Massiv von einem Album, ohne ellenlange Faeturelisten, ohne Zugeständnisse an derzeitige HipHop-Trends, dafür Joey Simmons in Reinform: „Ich wollte einfach keine NewSchool-Sounds verwenden Also hört man da auch weder Timbaland noch Pharrell, nur mich und meinen Produzenten Whiteboy. Ich habe auch keinen A&R nach seiner Meinung gefragt, ich habe einfach darauf gewartet, dass Gott mir ein Zeichen gibt, in welche Richtung ich gehen soll.“ Herausgekommen ist dabei ein Werk im Stile früher Run-DMC-Alben, komplett mit harten Drums und Scratches, röhrenden Gitarren und einem Rapper, der vor Energie geradezu zu bersten scheint – wer „Raising Hell“ mochte, wird „Distortion“ lieben. Oder wie Russell Simmons sagt: „ The music on ‘Distortion’ is honest; it’s creative, special and refreshing. My brother’s still got it!“
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