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 Betreff des Beitrags: Muggs Dust
BeitragVerfasst: 19.05.2004, 21:10 
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Registriert: 06.12.2003, 11:56
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Hier mein sehr abstraktes Review

Muggs,

dieser Name steht sein Anbeginn der Neunziger für verkiffte Klänge, rollende Kerker-Beats und Dope-Schleier Atmosphäre. Auf seinem Album "Dust" lässt der Mann an den Reglern vom Hügel der Zypressen seiner Kreativität freien Lauf und riskiert weit mehr als nur einen Blick über den Rap-Tellerand.

Nun, wirklich überraschend ist der Sound dieses Albums nicht. So hatte Muggs doch schon früh erkennen lassen, dass er zu weit mehr im Stande ist, als, wie böse Zungen behaupten mögen, seinen Band-Kollegen immer gleich klingende Gruft-Beats unter die Raps zu zaubern. So veröffentlichte Lawrence Muggerud 1999 zusammen mit dem legendären Tricky das Downbeat Album "Juxtapose".

Begleitet von verschiedenen Vocals schlägt Muggs immer wieder neue Richtungen ein. So richtig in eine Musiksparte einordnen lässt Muggs sich nicht, oder wer kann sich unter dem Begriff britisch-rauchig-schwebender-new-Trip-Pop schon etwas vorstellen? Das Album ist irgendwie typisch Muggs und lässt einen doch das ein oder andere Mal das Kinn nach unten klappen beim dem Gedanken daran, wer dieses Album produziert wird. Und so sucht man auch Raps vergebens. "Dust" klingt teilweise wie ein Pottich aus schnell zusammen gewürfelten Tracks und lässt seinen roten Faden doch nie aus den Augen. Zur Unterstützung hat sich Muggs die mystisch-geheimnisvolle Stimme von Amy Trujillo ins Haus geholt, die dem ein oder anderen "Cypress Hill"-Hörern unter den wage-mutigen HipHop-Fans, die sich an "Dust" herantrauen, (Ja, ich gehöre auch dazu) bekannt vorkommen mag.

Ebenso schwermütig wie zappenduster kommt "I Know" aus den Lautsprechen geströmt. Langsame Beats und die mysteriös-seltsame Stimme Amy Trujillos richten trotz oder gerade wegen der Schwermütigkeit ein Chaos in meinem Kopf an. Schwebend...alles um mich rum vergessend tauche ich ein in den stillen aber tiefen Ozean aus Muggs Musik-Klängen ein.

Abrupt endet mein freier Fall ins bodenlose Nass und ich werde durch "Rain" auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Ernüchternd und melancholisch, wie nach einem langen Regentag und das Wiederauftauchen der Sonne, die jedoch sogleich im Horizont versinkt.

"Niente" fühlt sich wie ein kurzer weicher Hauch Wind, der über meine Haut fährt und mir die Haare zersaust. "Morta"...langsam schleicht die Kälte in meine Glieder. Ein ungutes Gefühl wechselt sich mit Neugier ab. Mystisch, mysteriös. Nebelschleier verdecken mir die Sicht in die Zukunft...

Ich stolpere aus der Unklarheit und die Schatten in meinem Kopf lösen sich. "Faded", romantisch, elektronisch, beinahe klassisch. Erinnerungen werden wach, Melancholie erwärmt mein Herz und vertreibt die Schatten der Vergangenheit.

"Shadows". Ebenso schnell wie ich neuen Mut gefasst habe verfliegt er auch schon wieder. Die Vergangenheit droht mich einzuholen. Ich werde nervös. Ich schreite auf meinem Weg voran: "Tears" geben mir ein Gefühl von Menschlichkeit. Voranblickende Klänge und verworrene Soundstrukturen treiben mich an.

"Cloudy Days" klingt beruhigend, abgehobene Sounds gehen mir Halt. "Fat City" rauchige Klavier-Klänge begleiten mich auf meinem Weg, Elektro Ballade.

"Believer" torkelt mir mit unsicheren Schritten entgegen, Gitarren helfen den wackligen Sounds auf die Beine und geben ihnen Halt. Verworrene Strukturen, die immer wieder abrupt enden und kommen und gehen wann sie wollen lenken Beatveränderungen ein.

"Gone for Good" macht mir Vorwürfe. Mit langsam, fast schon schleichenden, Schritten begleitet der "gitarrige" Beat die wohlvertraute schwere Stimme Everlasts. "12 Blip" wirft eigenartige Klänge in den Raum. Der Halt den ich durch Erinnerungen an bereits bekanntes erhalten habe, löst sich in nichts auf. "Dead Flowers" erscheint trauernd wie aus dem Nichts, kurz bevor das verträumte "14 Far Away" den Morgen ankündigt. Wärme durchströmt meinen Körper. Mit schwebenden Sounds lasse ich "Dust" ausklingen und tauche auf.


Muggs "Dust" in eine Reise durch eine verworrene Soundlandschaft. Düster-verwirrende Elektronik Klänge begleiten mich auf einem Trip durch eine dunkle, kühle Nacht. Das größte Problem und gleichzeitig der größte Pluspunkt an Muggerud´s Sounds noir ist die Unberechenbarkeit und die Tatsache, dass sich das Album nirgends so wirklich einordnen lassen will. Es ist schwer einzelne Tracks zu beschreiben oder hervorzuheben. Man muss "Dust" auf sich einwirken lassen. Wie auf einer langen beschwerlichen Reise weiss man nie, was als nächstes kommt. Blitzartig schlagen vertraute wohlgesonne Gefühle in nervöses Unwollsein um. Ständig schlägt die Musik aus, verheddert sich da und kommt von dort mit völlig verschiedenen Einflüßen. Das macht es auch so schwer dieses "Erlebnis" zu beschreiben. Dieser Bericht spiegelt nur mein "Verhältnis" zu Dust da, jeder Interessierte sollte sich selbst auf dieses Stück wunderbarer Musik einlassen. "Dust" sollte am Stück und möglichst allein eingenommen werden, da es sonst zu Nebenwirkungen wie Verwirrung die schnell in voreiliges Nichtgefallens umschlagen kann. Wem ist dieses Album denn nun zu empfehlen? Diese Frage zu beantworten ist schwer. Eins ist jedoch klar, wer zu sehr auf irgendeine Musikrichtung stiert wird an Muggs Meistwerk keinen Gefallen finden. Es ist völlig gleich, was man hierbei für Musik bevorzugt, man sollte offen für neues sein und eine Gewisse Vorliebe für chilligen meist elektronisch angehauchten Sound haben. Am besten einfach reinhören. Meiner Meinung nach ist "Dust" ein einflußreiches Stück Musikgeschichte, das unvorhersehbar ist und auf den ersten Blick nicht zusammen passt, jedoch stehts eine klare Linie befolgt. Es sei jedoch noch gesagt, dass man Dust ganz sicher nicht immer hören kann.


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 Betreff des Beitrags: Re: Muggs Dust
BeitragVerfasst: 19.05.2004, 22:16 
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Beiträge: 808
Tekz hat geschrieben:
Meiner Meinung nach ist "Dust" ein einflußreiches Stück Musikgeschichte

Hab' das Album selber O.G. und kann nur vollstens zustimmen! :thumbs:

Unorthodoxes, aber sehr schoenes Review auch. ;)


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 20.05.2004, 00:38 
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cooler stil ein review zu schreiben :thumbs: und deine meinung bezüglich des muggs-albums teile ich :) sehr passendes album, wenn man z.b. tief nachts zusammen mit anderen sinnesgenossen am philosophieren ist und anregende klänge braucht :cool:


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 20.05.2004, 15:32 
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Hast mich auf jedenfall jetzt so neugierig gemacht, dass ich es mir
anhören werde :thumbs:

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