Review
"AZAD ! - spätestens seit seinem Durchbruch mit dem 01er Album "Leben" sollte der Frankfurter jedem Deutsch-Rap Interessierten ein Name sein.
Azad - dieser Name steht für kompromißlose Raps ohne Rücksicht auf Viva-TV Rapper, für einen Mann, der auf seinem ersten Album, bis auf die Features, alles selbstgemacht, produziert und gemischt hat.
Azad - dieser Name steht aber auch für einen nachdenklichen Rapper, für einen Mann, der sich Gedanken macht und für einen fürsorgenden Vater.
2003, 2 Jahre nach seinem Durchbruch in der arg gebeutelten deutschen Rap-Szene, hat Azad das Werk an seinem 2. Longplayer beendet.
Immer noch auf 3-P, immer noch agressiv, aber um einige Erfahrungen reifer.
Ich erspare euch jegliches Gerde über Azad und seine Vergangenheit, sondern konzetriere mich auf das Wesentliche: "Die Faust des Nordwestens".
Eine der größten Pluspunkte des Vorgänger Album´s Leben lag an den Beats. Schon damals verstand es der Frankfurter wie kein anderer Rapper, stimmungsvolle und passende Beats aus dem Hut zu zaubern, die seine Raps weder übertönen, noch von ihnen in den Hintergrund gedrängt zu werden.
Schon das "Intro" kommt selbstbewusst und stilvoll daher, als wollte er uns sagen: "Ich habe nichts verlernt". Nur selten schafft es ein Intro ohne jegliche Raps, Scratches oder sonstigem Firlefanz so eine düstere Atmosphäre zu erzeugen. Es hat sich also nichts geändert: "Wer geht als einziger gegen den Strom in diesem Scheiss ? - A!" die selbstbetitelte erste Singleauskopplung kommt mit bouncendem Beat und Azad-typischen-Battle-Lyrics daher. Hier offenbaren sich zum ersten Mal leichte lyrische Schwächen in Sachen Battle.
Wer ist die "Number 1" im Biz ? Azad und Kool Savas haben da auf jeden Fall ein Wörtchen mitzureden. Schon auf früheren Tracks, haben es die beiden geschafft ihre hervorragenden Skills als Solo-Rapper zu vérbinden und wie ein lange eingespieltes Team zu klingen. Savas´ Line "Ich bin kein Ghostwriter, aber die anderen Flow-biter" kann nach den aktuellen Ereignissen rund um Otik-Records auch anders verstanden werden. In Sachen Lyrics und Flow ist der selbsternannte "King of Rap" Azad zwar noch um eine naselänge voraus, das stört hier aber nicht wirklich jemanden, denn der Track knallt rein wie Dynamit: BANG! Ähnlich knallig geht es auch im nächsten Track weiter, das verspricht zumindest sein Titel "Bang". Wer nun aber einen schnellen Beat à la "A" erwartet liegt falsch. Ein softer Midtempo-Beat, J-Luv und "Battle Lyrics". Auf dem Papier mag das nicht sonderlich gut zusammen passen...und musikalisch noch weniger. Ohne damit jemand angreifen zu wollen, J-Luv klingt hier doch schon leicht homoerotisch angehaucht. Der Beat, der Azad scheinbar zu abgehackten Raps "zwingt", ist für Azad auch äußerst unpassend. Das war wohl nichts!
Ähnlich schön wie im "Intro" nur nicht ganz so monumental geht es dann im "Drama Prelude" weiter. Und wieder irrt der Titel in musikalischer Hinsicht, denn "Drama" ist wirklich alles andere als ein Drama. Ein wunderschöner Beat, der auch als Instrumental unterhalten könnte. Azad zeiht hier erstmals auf dem Album sein ganzes Können in Sachen "Lyrics", deut´scher HipHopper würden den Track als "deep" bezeichnen, ist er auch, Azad lässt uns einen großen Blick in das innerste seiner Seele werfen. Die hier (und auch mir) gänzlich unbekannte Linda Carriere ist für die Hook zuständig und macht ihre Sache ausgezeichnet. Alle Hasse von "von-Frauen-gesungenen-R&B-Hooks" können aufatmen, das ist alles andere als seichter 08/15 R&B und passt auch noch perfekt zu dem Track. Beide Daumen Hoch für diesen Track!
Ein weiteres Beat-Highlight erwartet uns in "Ehre und Stärke", wo Azad Hilfe von dem französischen Rapper Sako bekommt. Wie auch schon der Vorgänger ein nachdenklicher Track, Azad kommt so langsam in Fahrt, uneingeschränkte Empfehlung für diesen Track!
Auch wenn sich Azad mit dem eher langweiligen "MC U Reen (Fliegenklatsche)" sich selbst den Wind aus den Segeln nimmt, kann er mit dem darauf folgenden Titeltrack "Die Faust des Nordwestens" wieder voll überzeugen. Der Beat kann locker mit bereits hochgelobten "Ehre und Stärke" und "Drama" mithalten. Auch bei schnellen Raps versteht man hier die Lyrics sehr gut, was für die Weiterentwicklung Azads steht, dem in der Vergangenheit öfter mal ein leichts Nuscheln und somit unverständliche Lyrics nachgesagt wurden.
Mit "Prelude Fragezeichen" folgt dann ein weiteres Prelude, dass den Track "?!" einleitet. Hier teilt uns Azad seine Meinung über das Rap-Biz mit. Musikalisch ist der Track verglichen mit den anderen Top-Tracks, kein "Licht", aber die Lyrics sind was ganz besonderes. Azad gibt Props an seinen Kumpel
Savas und seine Ex-Crew die "Asiatic Warriors", mit denen es in der Vergangenheit ja schon zu Streitigkeiten gab, zudem beendet er den Beef mit Samy Deluxe. Ein weiteres Anzeichen für Azads Veränderungen und Weiterentwicklung, da er auf "Leben" Samy ja noch auf dem Kieker hatte.
"Schmerz/Überleben" sowie "Mein Licht" sind die absoluten Highlights des Albums. Sie nicht in einem Atemzug zu nennen wäre mehr als nur falsch, da kein Track dem anderen in irgendwas nachsteht. Azad hat hier zwei wunderschöne Beats hingelegt, über die besten Lyrics bringt, die ich seit langem von einem deutschen Rapper gehört hab. Auf "Schmerz/Überleben" gewährt er dem Hörer erneut einen Eindruck über Azad´s Gefühlsleben. In Sachen Grundstimmung ist "Mein Licht" das genaue Gegenteile des tieftraurigen und fast schon "schmerzhaften" Vorgängers. Der Track ist eine Liebserklärung an seine kleine Tochter, die ihm während schlechten und dunklen Zeiten immer wieder ein licht ist, sein Licht.
Die berühmt berüchtigte "Ruhe vor dem Sturm", ein Representer-Track, gibt sich im nachfolgenden Trak wortwörtlich die Ehre, unterstüzt wird Azad hier von der (doppeldeutig) "Wahrheit". Den nachfolgenden lyrischen Sturm trägt den passenden Namen: "Fickt Euch!". Selten hab ich agressive auf so einem minimalistischen Beat so agressiv gehört, die Message spricht für sich selbst. Anhören und mit"fühlen", wenn Azad kein Blatt vor den Mund nimmt und falschen Fans, korrupten Politikern und Sensations-geilen Reportern mal so richtig die Meinung sagt.
WUMMS! Mit einem echtem Befreiungschlag endet "Die Faust des Nordwestens". A´s zweiter Longplayer kann das hohe Niveau des Vorgängers halten. Ohne sich von seinem provokanten Reimstil und alten Tugenden abzuwenden, beweist er, dass er älter und reifer geworden ist. Zwar gibt es in Sachen Flow und Battle-Lyrics noch gewandtere Rapper in Deutschland, Azad ist aber auf jeden Fall oben an zu siedeln. Auch wenn er nicht mehr alles allein gemacht hat, die Beats hauen bis auf 1-2 Ausnahmen allesamt so richtig sein und sind ein Beweis für Azad´s Vielseitigkeit, die ihre in den wunderschönen und persönlichen Tracks ihre Vollendung findet. Die Feazures sind dezent und passend, die Produktionen gwoht einwandfrei. Ein kleiner Wehrmutstropfen sind die wenigen schwachen tracks und die insgesamt doch recht wenigen Tracks.
Deutsch-Rap-Fans ist dieser Release uneingeschränkt zu empfehlen, aber auch Leute, die sich eher mit Rap aus den vereinigten Staaten beschäftigen lohnt sich reinhören auf jeden Fall.
Azad ist einer der besten im deutschen Rap-Biz, nun bleibt nur noch das Warten auf ein hoffentlich baldiges Erscheinen auf ein neues Album.
Zum Abschluss sei noch gesagt, dass sich der KAUF des Albums, schon allein wegen dem erneut genialen Coverdesigns und dem propevollen Booklet lohnt.
Während ihr jetzt schnellstens in den nächstgelegenden Laden gehen solltet, um euch das Album zu besorgen, nehme ich mich dem einzig richtigen kann: Der Play-Taste!
P.S.: Zu Kaufen gibts das Album unter
www.amazon.de, wer Azad einen kleinen Besuch abstatten will kann dies auf
www.azad.de tun. "
Hab ihm bei ciao 4/5 Punkten gegeben.
