O.N.O. – Six Month At Outside Stairs

Wenn man an verstörenden, abstrakten Instrumental-HipHop denkt, kommt einem meist der Name Spectre in den Sinn, der seinen eigenen Stil irgendwo zwischen HipHop und Dub gefunden hat, kurz “Illbient”. Wenn wir allerdings einen Blick nach Japan, genauer gesagt, auf dessen nördlichste Insel Sapporo richten, entdecken wir, dass auch dort der ganz normale Wahnsinn herrscht. Nicht minder kopfkrank wirkt nämlich Tha Blue Herbs Beat-Mastermind O.N.O und das vor allem, wenn er auf Solo-Pfaden unterwegs ist und vollends seine Experimentierfreudigkeit auslebt, indem er HipHop mit Industrial und allerlei anderem, nicht immer definierbarem, mischt.

Die Titel der einzelnen Tracks lauten, beispielsweise, “nanostorm” oder “spasmodif” und genauso hören sie sich meist auch an. Off-kilter Beats treffen auf, scheinbar zum tausendsten mal verzerrte, Sound-Effekte und erzeugen eine Atmosphäre von Unbehagen und Verwirrung; wie “Six Month[s] At Outside Stairs” eben! Aber wer O.N.O auf pure Krach-Kollagen reduziert, hat nicht genau hingehört. Erst wenn man die Blockade im Kopf eingerissen hat, die man als konventioneller HipHop-Hörer vielleicht haben mag, entdeckt man die wahre Seele hinter diesem abstrakten Machwerk, denn Tracks wie “demand” oder “drumsutra” entpuppen sich bei genauem Hinhören als wahrhaft melodisch und schön. Am besten zeigt sich diese Tatsache aber in “bg072″ und “ereticent”, bei denen O.N.O.s Virtuosität ihr Zenit erreicht.

Egal ob mit verzerrten Effekten oder mit Samples traditioneller japanischer Instrumente und Gesänge, dieser Meister-Produzent schafft es – vor allem gegen Ende des Albums – meine Aufmerksamkeit zu fesslen und einfach nicht mehr loszulassen. Leider sind einige Track, wie z.B. das überladene “nanostorm” auch für mich als Liebhaber von Skitzo-Musik ein wenig zu viel des Guten, aber insgesamt kann man hier doch von einem mehr als gelungenen ersten Solo sprechen.