Onry – Knightingale

 

Seit seinem Debüt mit “One” hat das Riesenkollektiv Oldominion inklusive seiner zahllosen Ableger Jahr für Jahr unermüdlich nachgelegt und sich im Nordwesten zu einer nicht mehr wegzudenkenden Institution entwickelt. Erste Lebenszeichen aus der Ecke gab es allerdings schon deutlich früher. Dreht man den Zeiger ins Jahr 1997 zurück, landet man bei “Knightingale”, dem ersten Album von Onry Ozzborn, der damals noch als Teil des Trios Oraclez Creed unterwegs war. Von Oldominion kann zu diesem Zeitpunkt folglich noch nicht die Rede sein, wobei von Snafu bis Syndel schon etliche bekannte Namen auf der Tracklist auftauchen.

Auch eine sonderlich ausgewogen produzierte Scheibe, so wie man das von späteren Releases aus dem Camp kennt, sollte man nicht erwarten. Das grobe Grundgerüst zum Trademark-Sound steht aber schon – zum großen Teil von Nickels gebaut, einem der kommenden Oldominion-Beatmacher, der sich hier bei weitem nicht nur auf die düsteren Momente reduzieren lässt. Ob wie in “The Ice Ages” Operngesang auf 80er-Synthies trifft oder für “Be The Compass” auch mal auf smooth geschaltet wird – da sind einige absolut hochwertige Instrumentals mit dabei. Auf der Rapseite sieht es weniger glorreich aus. Bemühte “Deepness”, kryptische Lyrics, eigenwilliges Rhythmusverständnis zum Teil auch: so richtig kommt “Knightingale” von diesen typischen Alternative-Rap-Krankheiten nie weg.

Dass es auch einfacher geht, beweist “Sonsets”, in dem Sleep und Pale Soul mal weniger bedeutungsschwanger tun (Thema toter Kumpel) und auf einer geradlinig gehaltenen Pianoproduktion die besten Features des Albums abliefern.Viel Luft nach oben also noch, auch bei Onry, der hier in typischer Newcomer-Manier wahrscheinlich einfach nur zu früh zu viel gewollt hat. Aber: das Potential schimmert deutlich durch. Und was drei Jahre später daraus geworden ist, das kann und sollte man sich unbedingt auf “One” anhören.