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UNLV – 6th & Baronne

Es ist ja immer so eine Sache mit der Rezension sogenannter Klassiker. Der zeitliche Abstand erleichtert wohl die Einschätzung der historischen Relevanz, schärft andererseits aber auch den Blick für die technischen Schwächen einer Produktion. Genau zwischen diesen beiden Polen bewegt sich “6th & Baronne”, das erste Album von UNLV aus dem 3rd Ward von New Orleans.

Zum einen haben wir es hier mit dem ersten Gruppenalbum zu tun, das überhaupt über Cash Money Records veröffentlicht wurde. Zum anderen sind die gerade einmal 11 Tracks in gewisser Weise aber auch symptomatisch für den damaligen Stand der Dinge in der Rapszene von New Orleans. Im Klartext: die finanziellen Mittel waren knapp bemessen – das macht allein schon das handgezeichnete (!) Labelogo deutlich. Und dementsprechend klingt das Ganze dann auch. Die Beats von Mannie Fresh und DJ Crack Out machen einen relativ unausgegorenen Ausdruck, hinzu kommt die miserable Tonqualität mit störenden Rauschgeräuschen und einem aus heutiger Sicht fast schon stümperhaften Mastering. Oder: wurde das Ding überhaupt gemastert? Auch raptechnisch machen UNLV – die Gruppe besteht aus Tec 9, Lil Ya und Yella Boy – einen eher unterentwickelten Eindruck: die Flows sind statisch und unflexibel, nur hier und da zeigt der für Rapmusik ja geradezu prädestinierte melodiöse Südstaatenslang Wirkung. Dazu kommt, dass aus dem verheißungsvollen Gruppennamen UNLV (das steht für Uptown Niggas Living Violent) kein Kapital geschlagen werden kann. Die meiste Zeit beschränkt man sich auf Sexphantasien und Hooks zum Mitgröhlen – besonders explizit klingt das in “My 9″, wo es dann zu Zeilen kommt wie: “I got a bitch named Carol / I fucked her in the ass with my sawed of double barrel”. Geschmackssache, sicher – aber ein bißchen mehr Abwechslung hätte dem Album sicher nicht geschadet.

Ist “6th & Baronne” denn nun ein wegweisendes Album oder nicht? Musikalisch betrachtet ganz sicher nicht, dazu ist der seinerzeitige technische Vorsprung an Ost- und Westküste einfach zu groß. Immerhin hat kurz zuvor ein Dr. Dre sein “The Chronic” veröffentlicht, da kann der “UNLV Style” natürlich nicht mithalten. Wenn, dann steht das Trio höchstens für den Stimmungsaufschwung auf lokaler Ebene. Alben wie dieses zeigen an, dass hier langsam aber sicher eine Rapregion von eminentem Einfluss zum Leben erwacht. Hut ab also vor dem Pioniergeist der Gruppe – alles weitere musste sich aber erst mit der Zeit entwickeln.

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