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Vordul Mega – Megagraphitti

Manche Rapper sind es vielleicht doch wirklich: Poeten. Einsame Rächer, die mit wachem Auge und melancholischem Herzen durch die Gegend streifen um das Gesehene, Gefühlte und Erfahrene festzuhalten und in Worten auszudrücken. Auch Vordul Mega ist so einer. Als eine Hälfte von Cannibal Ox erntete er massig Beifall für den Meilenstein “The Cold Vein” um danach erst einmal, wie Partner Vast Aire, auf Solopfaden zu wandeln. Doch wirklich aufgelöst hat man sich nicht: Laut Vast Aire leidet Vordul Mega zum Zeitpunkt dieser Review schlichtweg an schweren Depressionen, die eine weitere Zusammenarbeit an einem gemeinsamen Album erstmal erschwert. Erfreulich, dass er es zumindest in den Jahren nach seinem Solodebüt “Revolution Of Young Havoks” zu einem weiteren Solowurf gebracht hat.

Nun also “Megagraphitti”. Vordul Mega gibt sich hierauf im Prinzip unverändert zu vorherigen Releases, was aber keinesfalls als Negativpunkt angesehen werden soll, ganz im Gegenteil: Bei ihm handelt es sich durchaus um einen recht einzigartigen MC. Seine Raps verweigern die Anpassung an jegliche Konventionen und Trends, technische Double-Time-Abfahrten braucht man von ihm genauso wenig zu erwarten wie irgendwelche lustigen Gimmickshouts. Doch auch nach ewiggestrig klingt sein Flow nicht. Sein Rap ergießt sich mit einer gewissen Schwerfälligkeit über den Takt, der zwar nie verfehlt wird, aber dennoch auf eine ganz eigene Art und Weise bearbeitet wird. Dazu gesellt sich eine Monotonie, gepaart mit einer durchaus markanten, dunklen Stimme, die aber nicht Langeweile fördert sondern zusammen mit dem langsamen wie konstanten Flow eine Beständigkeit und Konstanz ausstrahlt. Megas Rap ist absolut bodenständig und felsenfest dort verankert und wenn alle Trends ausgestorben sind, so wird er immer noch Bestand haben. All das vervollständigt das Bild von Mega als Mensch: Er klingt in der Regel sehr nachdenklich, sehr in sich gekehrt, sein Rap richtet sich an ihn selbst. Einsam untwegs in einem Umfeld, dass ihn traurig macht und aus dem er doch nicht weg will, mit dem horchenden Ohr auf dem Puls der Großstadt. Innercity Blues.

Und so beständig Vordul Mega er selbst geblieben ist, so haben die Beats glücklicherweise einen Sprung nach vorne gemacht. Das musikalische Niveau ist weitaus höher als noch beim Vorgänger, die Beats sind allesamt und größtenteils melodischer, atmosphärischer, oft mit Soulsprengseln versehen und setzen somit Megas Nachdenklichkeit in den meist richtigen akustischen Kontext. Dabei tut sich vor allem Zach One hervor, der mit dem souligen, wunderschönen Opener “Stay Conscious” (ein Titel wie ein Motto zum Durchhalten-und wie schon beim Vorgängeralbum ein sehr herzlicher Einstieg) und dem ebenso großartigen Titeltrack am Ende die perfekte Klammer bildet. Und das man immer noch weiss, wie die düstere, Cannibal Ox’sche Version zu klingen hat, das beweisen u.a. das aufregende “Broken Halo” oder auch das spacige “AK 47″.

Leider muss festgehalten werden, dass sich ein paar Filler mit reingeschlichen haben, die dem Album die ein oder andere unnötige Länge geben: So haben die beiden von DJ Marmaduke inszenierten Tracks eher den Charakter von langen Skits, die den Albumfluss eher ausbremsen. Auch “Imani” fällt eher in diese Kategorie, weil es nur so vor sich hinplätschert und wer bei dem Namen El-P vor lauter Vorfreude Pipi in den Augen hatte, der wird enttäuscht: Ein “Cold Vein”-artiges Brett haut der Gute leider nicht raus, zwar macht das “Keep it Alive!” Vocalsample schon ne Menge des Charmes aus, doch ist das was noch alles im Beat ist eher wie ein lustig-matschiges Dahingestampfe, die ein wenig aus dem Rahmen fällt.

Insgesamt jedoch liefert Vordul Mega mit “Megagraphitti” ein wirklich gutes Album ab, das vor allem musikalisch noch mehr als “Revolution Of Young Havoks” zu gefallen weiss. Ein paar Tracks weniger hätten dem Album gut getan aber sonst gibt es nichts zu bemängeln. Vordul Mega hat eine echte Chance hierfür verdient, seine Ehrlichkeit, Reflexivität und Unverfälschtheit sollten goutiert werden. Und damit würde man sicher keinen Fehler machen.

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