@don: ich bin inzwischen schon in der fünften staffel...

die serie gefällt mir also gut genug, um jeden tag drei stunden damit zu verplämpern

aber das muss sein, weil ich sonst momentan zuuu viel stress hab.
meiner meinung nach ist das metathema der serie auf jeden fall korruption. es geht ja im grunde in jeder staffel darum, dass das strike team oder einzelne mitglieder gefahr laufen, wegen ihrer machenschaften aufzufliegen. diese ganzen mordfälle und folgenabhängigen plots sind eher störendes beiwerk.
und auf dem weg, polizeikorruption zu zeigen, ist die serie auf halbem weg stehen geblieben. man sieht nämlich so gut wie nie den ganzen überbau, der mackey und kollegen zu dem gemacht hat, was sie sind: zum einen wirtschaften sie in die eigene tasche, weil sie zu wenig kohle verdienen, und zum anderen sind sie verbittert über die polizei als institution und glauben, durch ihre methoden was gutes zu tun. ich denke, letzteres ist keine unwichtige motivation: die glauben ja alle, gute cops zu sein, weil sie letzten endes die "bösen" von der straße holen, umlegen, deportieren etc. aber die ganzen unzulänglichkeiten des systems, die aus ihrer sicht bestehen, werden selten gezeigt (höchstens in ansätzen, wenn es um budget cuts geht, um hinterzimmer manöver der vorgesetzten etc.). das meine ich mit systemische faktoren... bei der darstellung von korruption ist es wenig erhellend zu erfahren, dass der einzelne mensch egoistisch handelt und sich oder seine familie über die runden bringen will. es ist doch viel interessanter, das system in seiner gänze darzustellen, welches dieses verhalten reihenweise hervorbringt.
aber ich gebe zu, dass dies wohl eher eine dissertation wäre, als eine fernsehserie

wobei so ein umfassender ansatz aber auch manchmal ansatzweise gelingt (siehe die miniserie "traffik" und auch wiederum "the wire", wo nämlich auch die seite der kriminellen dargestellt wird)
mit deinen anmerkungen zu mackey hast du auf jeden fall recht. ich hab mich in meinen kommentaren vielleicht eher durch meine abneigung gegenüber dem charakter leiten lassen, aber das hat natürlich nichts mit der qualität der serie zu tun.
seine screentime ist sicherlich der hauptfaktor dafür, dass man sich in ihn am besten reinversetzen kann. ich komm nur auf seine verlogenheit nicht klar. er redet die ganze zeit von loyalität und hat ja auch eine gewisse hündische loyalität zu seinem team und der familie, aber lügt und betrügt und legt reihenweise in bester selbstjustizmanier leute um.
und genau an dieser stelle geht mir die tendenziösität der serie halt zuweit, denn seine opfer entpuppen sich ja durch die bank alle als richtig fiese möps, die allesamt schuldig sind (bis auf den undercoverbullen aus der ersten folge, aber da weiß ich ja noch nicht, wie es weitergeht). als zuschauer wird man schon arg zu der ansicht gedrängt: "ja, er geht ja schon hart zur sache, aber softere methoden bringen ja auch nichts".
er wird eindeutig als sympathiefigur aufgebaut, denn die schwachen und unschuldigen rennen immer zu ihm, und seine ritterehre, wenn es um kinder und frauen geht, ist auch sehr herzerweichend. und warum rennen sie zu ihm? weil die ganzen anderen douchebags und softies ja nichts ausrichten.... wenn das mal kein politisches statement ist.
den charakter mackey kann man in meinen augen mit tony soprano vergleichen, bloß dass bei den sopranos die anziehungskraft und das abstoßende an so einer figur wesentlich facettenreicher dargestellt wird.
auch swearangen ist ein guter vergleich. aber bei beiden ist am ende klar, dass sie einfach drecksäcke sind und ihre guten seiten werden in scharfen kontrast dazu gesetzt. bei "the shield" ist mir das zu übertrieben... in meinen augen ist die serie nach wie vor eine rechtfertigung für folter.
eine darstellung der "anderen seite" könnte man ziemlich einfach einbauen, indem man einfach mal ein paar szenen zeigt, wie sich mackeys opfer von der folter erholen, strafanzeige erstatten etc... (wobei wir übrigens wieder beim realismus wären...)
aber es gibt auch sachen, die mir sehr gefallen, wie zum beispiel das szenenbild bzw. die schauplatzauswahl. da ist ein richtig geiler location scout am werk. schade, dass man durch den hektischen schnitt und die kameraführung zu wenig davon mitbekommt. aber das ist schon richtig back alley LA style, was da gefilmt wird...
und auch forrest whitaker ist ein absolutes highlight!!
ich zieh mir jetzt die ganze chose auf jeden fall bis zum ende rein und bin auch durchaus gespannt, wie es weitergeht. wie gesagt, es ist gute unterhaltung und spannend noch dazu, aber das war "24" auch. ich reagiere bloß allergisch auf die politische positionen, die durch die serie meiner meinung nach bezogen werden.
was "rome" angeht. ich fand's super. zur geschichtlichen akkuranz kann ich nix sagen. das mit dem gesichter rot bemalen stimmt auf jeden fall, und die ganze show ist auch sehr detaillverliebt. der plot behandelt bloß einen ziemlich langen zeitraum von etlichen jahren und manchmal kann man dem schwer folgen und bekommt die zeitsprünge nicht so ganz mit (ging mir jedenfalls so). aber definitiv empfehlenswert!!
@realmatic: californication kenn ich leider nicht nicht. aber "weeds" fand ich ziemlich arm und bei "dexter" ist mir schon die ganze prämisse der serie zu abgefahren.
hab kein fernsehen, deshalb weiß ich nicht, ob davon gerade was in deutschland läuft. ich guck bloß gerne serien und zieh die mir per DVD am computer rein...