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DCNY – Hip Hop For Dummies

Es gibt nicht mehr viele Rapper die heute noch eine echte politische Meinung haben. Immortal Technique und Paris, Mr. Lif natürlich, Dead Prez vielleicht – und da wären da noch DCNY (Divine Cultured Native Youth). Lead-MC Tre’ Best und sein ebenfalls sprechsingender Beatmacher Musa The Penultimate gelten offiziell als Abkömmlinge des House Of Reps und schicken sich mit ihrem Erstling “Hip Hop For Dummies” auf ganze eigene Weise an, der zu großen Teilen sinnentleerten Musiksparte ‘Rap’ einen Schuss wohltuend ursprünglichen Hip Hop in die Vene zu setzen.

Schon allein in Sachen Produktionsarbeiten läuft der Hase anders als beim Rest – The Pen scheint sämtliche Regale nicht nur schwarzamerikanischer Musikgeschichte geplündert zu haben, verknüpft Unmengen von Live-Gitarren mit hieb- und stichfesten Beats, packt schon mal Streicher und Querflöte aus, greift dann unvermittelt auf gurgelnde Elektroelemente und flauschige Glocken- und Orgelklänge zurück und sampelt nicht zuletzt wie ein Weltmeister durch die Bank alles, was einem beim Crate-Diggen eben so vor die Füße fällt. Das Ergebnis klingt anfangs sicher gewöhnungsbedürftig, in letzter Konsequenz jedoch nur eigenständig und wohltuend lebendig. Auf ganz ähnliche Weise geht Tre’ Best seinem Tagwerk nach. Während in “Hip Hop” und dem vorzüglich getexteten “ABC Song” einfach nur die Freude an der Schönheit des gereimten Wortes überwiegt, wird im Folgenden auch die Hürde sozio-kulturellen und politischen Anspruchs lockerleicht genommen. Vor allem das piano-treibende “Soul Brother Pt. 2″ (wohl Musa’s bester Beat auf diesem Album) und auch der schwer-mitreißende Kracher “Nightmares” lassen Kopf- und Zungenmuskeln spielen und es ist eine wahre Freude mitzuverfolgen wie das Duo Zeile auf Zeile stapelt bis das jeweilige Gesamtkunstwerk in seiner ganzen komplexen Pracht vor meinem inneren Auge steht.

Richtig kontrovers wird das Unternehmen allerdings erst im Hidden Track “Bin Laden”, in welchem DCNY über einen auf äußerst befremdliche Art eingängigen Beat zu den aktuellen Geschehnissen in der Weltpolitik Stellung beziehen und dabei – wie vorauszusehen war – an den regierenden Kräften der USA kein gutes Haar lassen. Das nicht nur in verbaler Hinsicht parkettsichere “Skye Blues” (welches einen intimen Einblick in die Probleme einer Vater-Tochter-Beziehung gewährt) rundet den überaus positiven Eindruck ab, den die beiden Realness-Botschafter mir über die volle Spielzeit des kleinformatigen Albums vermitteln können. Die Abstriche für die zeitweise – da ständigen Themenwechseln unterworfenen – etwas unschlüssigen Beats steckt “Hip Hop For Dummies” locker weg.

Wer für die oftmals faden Neuerzeugnisse der Hip Hop-Hauptstadt nur noch ein gelangweiltes Gähnen übrig hat und sich selbst als aufgeschlossen für Neues bezeichnet, könnte hier fündig werden. “This is pure authentic music created by life and nature. The more you listen with your mind and not your ears you will be able to understand what it means to overstand.”

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