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K-Rino – Annihilation Of The Evil Machine

Man hat ihn ja fast schon vermisst: nach der Releaseflut in den Jahren 2008 und 2009 hat sich K-Rino erst einmal rar gemacht. Im Studio verbarrikadiert, Inspirationen gesammelt, was auch immer – es war jedenfalls die richtige Entscheidung, sich eine kleine Auszeit zu nehmen. Seit der “Triple Darkness”-Trilogie war beim Capo der South Park Coalition ein bißchen der Wurm drin, die Releases hatten ein ernüchterndes Niveau, mangels klarer Impulse wurde nur noch auf der Stelle getreten. Doch das hat jetzt ein Ende, mit seinem 16. Album “Annihilation Of The Evil Machine” legt K-Rino, unterstützt von einer Armada von nicht weniger als 16 Produzenten und zahlreichen SPC-Affiliates, sein bestes Werk seit langem vor. Angesichts der epischen Breite des Albums (2 CDs, fast 130 Minuten Spielzeit) dröseln wir die Sache diesmal am besten Track für Track auf.

Intro: K-Rino gibt Input zum Titel und definiert die böse Maschine: Regierung, Medien, Wirtschaft und Bildungssystem werden ins Fadenkreuz genommen. Die Zeichen stehen auf Sturmlauf, lasst die Spiele beginnen!

Annihiliation Of The Evil Machine: Die Soundkulisse ist pompös, K spittet wie von Sinnen. Ein guter, wenn auch kein idealer Start ins Album, weil er hier auch ein bißchen klingt wie ein hyperventilierender Linguistikstudent.

Natural Born Artist: Wieder ein exzellenter Beat, diesmal von Heat-Up Productions. Hier spielt der alte Hase seine Klasse voll aus und kickt Hardcore Shit mit Köpfchen. So wie er bringen das nur wenige rüber.

Anything That Moves: Dass K-Rino einer der besten Battle Rapper ist, den der Rapsüden jemals hervorgebracht ist, ist kein Geheimnis. Auch hier lässt er gekonnt die Sense kreisen: “Don’t spare nobody, kill anything that moves”. So wird das gemacht!

He Say, She Say: Ein Song über die Meinung der Anderen. K-Rino scheint ein eifriger Forenleser zu sein, zumindest listet er hier viele Vorurteile auf, die man so oder so ähnlich irgendwo selbst schon mal gelesen hat. Im Hintergrund trifft Harfengeklimper auf dröhnende Gitarren, eine etwas anstrengende Kombination.

The Plan: Der erste kleine Rückschlag, die Produktion (G-Style) macht einen ziemlich chaotischen Eindruck, als Sahnehäubchen gibt’s nervenfressendes Klaviergeklimper oben drauf. Trotzdem gut gerappt natürlich, Immortal Technique lässt grüßen. Sniper von Re-Up Entertainment besorgt die Hook, nach allem was ich von ihm gehört habe eine echte Verstärkung, zumindest für die zweite Garde der SPC…

God’s Voice: … was man von Justice Allah nicht unbedingt behaupten kann. Dieser Song ist leider nur so gut wie seine Gäste, und die fahren eher untertourig. Um Anspruch bemüht, mit weiblichem Gesäusel im Hintergrund – skip it.

Duality: Giorgio Moroders Score für das Blut-und-Kokain-Epos “Scarface” wurde schon oft für Rapzwecke eingespannt, aber so gut wie hier von 57 Red schon lange nicht mehr. Und K-Rino? Hat allem Anschein nach keinen Sparringpartner mehr gefunden und rappt deshalb kurzentschlossen gegen seinen eigenen Klon. Eine Machtdemonstration!

I’ll See You: Ein krasser Stimmungswechsel jetzt, ernste Töne werde angeschlagen, ein Song für die Homies hinter Gittern. K-Rino war immer auch ein Rapper von der Straße für die Straße, das macht “I’ll See You” wieder einmal sehr deutlich.

Change Yo Ways: X-Productions liefert die meisten Beats für “Annihilation…”, insgesamt sieben an der Zahl. Das hier ist einer der schönsten, weil er echtes 90’s Feeling aufkommen lässt. Und K-Rino tritt in seiner Paradedisziplin an und liefert formvollendetes Storytelling über schief gelaufene Beziehungskisten. Bis jetzt eines der Highlights des Albums.

Price On His Head: SPC-Hörer erkennen dieses irre Lachen am Anfang sofort: Ganksta Nip ist aus seiner Höhle gekommen um seinem alten Kumpel mal wieder einen hübsch durchgeknallten Vers zu spendieren. Mit Point Blank lässt gleich noch ein alter Weggefährte von sich hören. Ein unauffälliger, nicht mal besonders guter Track eigentlich, aber der Promi-Bonus macht’s wett.

When You Hate To Love: Ein weiterer Storytelling-Track in eher trübsinnige Atmosphäre. Das Drumset gefällt mir nicht sonderlich gut, weil es die Raps nicht genügend stützt. Aber die Geschichten sind spannend und natürlich auch gut vorgetragen. Ob das alles wirklich so passiert ist? Man weiß es nicht.

Release It: Das hier erinnert soundlich ein bißchen an diese ewig gleichen Fließbandbeats von T-Rock und Rock Solid Music. K-Rino kommt auch nicht wirklich in die Gänge, enstprechend schnell kommt Langeweile auf. Hab ich mir nur einmal in voller Länge gegeben und werd’s wohl kein zweites Mal tun.

Mention My Name: “We make music for the love we ain’t in it for the fame / cross the line and get your face broken, it’s simple and plain” … K-Rino und sein Dauerthema mal wieder, seine Position im Rapbusiness. Ein bißchen Enttäuschung schwingt hier schon mit, aber K ist independent mittlerweile so groß geworden, dass er es nicht mehr nötig hat um Anerkennung zu betteln. Der dritte Vers rauscht in einem Wahnsinnstempo durch, was ungewöhnlich ist, hier als kleine Style-Übung aber gut reinpasst.

Flow Session Number 1: Der Titel sagt schon alles. Der minimalistische Beat gehört auf die Halde und solche Battle Raps sollte man sich besser für Gastauftritte aufheben. Klingt wie ein Radio Freestyle, passt überhaupt nicht zum Rest der Scheibe und hätte natürlich aussortiert werden müssen.

Wicked Land: Disc 2 startet gleich voll durch. Rhythmisierte Ladegeräusche, Schüsse und synthetische Fanfarensounds. Ein Track für die Hoods von Houston – nicht schlecht, aber das Konzept hat man auch schon besser umgesetzt gehört.

The Sorceror’s Den: … und direkt im Anschluss der direkte Gegenentwurf. DJ Kru liefert einen orchestral anmutenden Beat, K reichlich abgefahrenes Storytelling mit Fantasy-Elementen. Es gibt Rapper, die bauen ganze Alben so auf. Hier tut’s ein einzelner Track und das geht schon in Ordnung so.

Self Made: Die letzte Collabo mit Trae liegt schon ein paar Jahre zurück, man hat “Signz Of Hate” vom “Fear No Evil”-Album jedenfalls in guter Erinnerung. Die Kombination aus K-Rino’s exakt getaktetem Perfektionismus und Trae’s heiseren Gossenraps funktioniert auch hier. Er sollte sich öfter Leute von außerhalb der Coalition mit ins Boot holen.

The Epitome: Unschöne Erinnerungen an Ausfallalben wie “The Blood Doctrine” werden wach. Der Beat aus dem Hause X-Produdctions ist an Lahmheit nicht zu überbieten und K-Rino nervt hier gewaltig, weil ihm das gar nichts auszumachen scheint. Nein danke.

Fall Down: Die gleiche Konstellation wie eben, doch diesmal klappt es. Lockerer Sonntagnachmittag-Vibe auf der Produktionsseite und auch K-Rino gibt sich wesentlich unverkrampfter. Ein schöner Track für zwischendurch, aber so langsam sollte die Scheibe mal in die Pötte kommen, Disc 1 war bis jetzt deutlich besser.

Certified: Jaaa, fast. Typischer neuer Houston Sound diesmal, mit interessanten Gästen. Mit Z-Ro schaut gleich der zweite Guerilla Maabster vorbei und der als “Young South Park Flamethrower” vorgestellte Kaza hängt ja auch schon mit den Großen rum (höre: Scarface – Dopeman Music). Guter Durchschnitt, aber kein Track von dem in zwei Jahren noch irgend jemand reden wird.

Last Letter: Der verbale Flankenschutz von Sniper, Rapper K und K.O. ist so schlecht nicht, aber der Song als solcher macht auf mich einen extrem affektierten Eindruck. “I’m alone in the dark, writing my last letter”-Singsang im Chorus, melancholisches Geklimper dazu – das ist Weltschmerz aus der Dose. Überzeugt mich nicht und passt auch nicht zum Rest des Albums.

Perfect Union: Ein Gedicht als Intro? Ich kann mich nicht erinnern, so etwas bei K-Rino schon einmal gehört zu haben. Ein sehr ruhiger, leise vor sich hinklimpernder Love Song mit einem überraschend emotionalen Auftritt von Hoodizm und warmem Gesang von Mayadia auf der Hook. Man muss in der Stimmung sein für so etwas, ich bin es nach dem bisherigen Verlauf des Albums nicht unbedingt.

Time To Grow Up: Im Grunde eine gut erzählte Geschichte, auch wenn K-Rino hier unnötigerweise den erhobenen Zeigefinger auspackt. Dumm nur, dass der Beat wieder so simpel ist wie in “Flow Session” und “The Epitome”. Deshalb: einmal gehört und auch schon wieder vergessen.

Remember: Ein Track über persönlichen Verlust, mit sachten Klaviertönen, im Hintergrund schwirrenden Gitarren und einer diesmal etwas gelangweilt wirkenden Mayadia im Chorus. Ein schöner Track im Grunde, für K-Rino’s Verhältnisse aber fast ein bißchen zu gewöhnlich.

Under The Radar: Der Abschnitt mit den Songs für’s Gemüt scheint überstanden zu sein, es geht zurück auf die Straße. Endlich. K-Rino wieder voll in seinem Element: alles für die Hood, vergiss die Billboard Charts. Dougie D ist der falsche Rapper für diesen Beat, aber egal, die Scheiße knallt gut!

Ninety-7: Und es wird gleich nochmal nachgetreten, mit einem Acapella-Diss gegen den Houstoner Radiosender KBXX 97.9. Der preist sich auf seiner Website als “Houston’s Home for the Hip-Hop Community” an. K-Rino dazu: “If I was still in my 1997 mind, I’d be down to blast at they ass 97 times”. Ins Gesicht!

Oblivion Scroll: Rumpelnder Bass, ausgefeilte Verbalinjurien – aber leider schon wieder mit Klavierbegleitung. Einmal zu viel.

Spit Sumthin': 17 Rapper, 17 mal frontal in die Fresse. Na gut, sagen wir 15 Mal, von Murder One und Shan-No kommen nämlich nur Wangentätschler. Davon abgesehen ist das hier ein Posse Track wie man sich für 2010 keinen schöneren wünschen könnte. Besonders die alten Haudegen lassen sich die Gelegenheit nicht entgehen. Dope-E schickt Morddrohungen an Polizisten raus – und er nennt auch wirklich Namen. Ich weiß nicht, wann ich sowas zuletzt gehört habe. Und gebt DBX endlich sein Soloalbum, es ist sowas von überfällig. “Spit Sumthin'” steht in einer Reihe mit den großen SPC-Vollversammlungen der Vergangenheit und setzt ein dickes Ausrufezeichen hinter ein Album, das meine Erwartungen übertroffen hat. Jetzt am besten zwei Jahre Pause, dann weiter.

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