chainsnatcha hat geschrieben:
---> Ja interessiert mich sehr, würde es begrüßen wenn du noch dazuschreiben könntest auf welche werke du dich bezieht...
Alles klar - poste ich gleich im Anschluss! Auf Werke habe ich mich nicht bezogen (wenn nicht explizit mit Namen von z.B. Sartre angegeben).
Zitat:
--> dem stimme ich zu, bis auf die behauptung die testamente verwiesen im gehalt nur auf sich...
Mit Gehalt meinte ich
Aussagen – natürlich sind etliche Parabeln Jesu dazu da, einen Bezug zu bisherigen „Glaubensauslebungen“ darzustellen, um diese wiederum vorzuführen etc. So gesehen, stellen beide auch inhaltlich eine Verbindung, ein Pendant dar – das meine ich aber nicht: Ich rede von den Aussagen, die zur eigenen „Lebensphilosophie“ aufgestellt werden können. Diese sind in beiden
komplett und können an sich als eigenständig und damit auf sich selbst verweisend herausgestellt, herausgefiltert werden.
Zitat:
---> Deine Formulierung impliziert ebenfalls eine Art Kreationismus, aber bevor ich näher darauf eingehe warte ich deine lange Antwort ab, vielleicht gibt sie Aufschluss
Er erkennt seinen Gott
in actu – da steckt kein Kreationismus hinter, wenn du aus der Kohärenz eines Gläubigen argumentierst.
Zitat:
--> Ein dummes Beispiel: ein Schwachsinniger hält eine Sache für wahr - auf eine solchermaßen absurde Art und Weise das es einfach auf der Hand liegt dass diese Sache eben nicht wahr ist und ein für-wahr-halten dieser Sache nur aus Schwchsinn geboren sein kann. Du würdest sein Wahrheitsempfinden gegen jede Offensichtlichkeit als legitim ansehen? Was, wenn dieser Schwachsinnige ein Mörder wäre der es für angemessen hielte seiner ganz eigenen Wahrheit gemäß jeden Tag 2 Menschen zu töten? Sicher, die Beispiele sind überzogen aber ich denke Du weißt worauf ich hinaus will ... die Menschen brauchen Wahrheit die über bloße Subjektivität hinausreicht. Nicht allein im Bereich des Metaphysischen oder Religiösen, nein, schon in der Organisation des Alltagslebens in Form von Gesetzen und Vorschriften. Dein System erleidet spätestens in Sachen der Moral Schiffbruch (soweit ich das bis zu diesem Punkt beurteilen kann) ... was nämlich, wenn meine Wahrheit mir verbietet eine kollektiv gefundene "Wahrheit" aller Anderen für wahr zu halten?
Eins vorweg – ich argumentiere hier lediglich aus meiner theoretischen Sicht: Niemals, würde ich vom Staat verlangen, dass er sich nach der Relativität richtet – keiner würde das bestreiten: Es würde in Anarchie ausarten. Wie du gesagt hast: Jeder braucht die WAHRHEIT; in der Moral, Alltag etc. Ich mache mir nichts vor: Meine Überzeugung und meine Auslebung sind absolut inkonsequent, vielmehr irrational. Auf reflexiver Ebene betrachte ich so einiges anders, als auf praktischer.
Dein Beispiel: „Schwachsinnig“ – was heißt Schwachsinnig? Schwachsinnig (oder krank) an sich gibt es nicht; das ist immer Transzendenz, Relation zur Masse, zu dogmatischen Konventionen. An sich betrachtet ist dieser Mensch nicht krank, er ist sich, seine Welt und seine Kohärenz – aber natürlich will ich nicht, dass meine Welt im Chaos endet, dass er im gesellschaftlichen Komplex als einfach ein Mensch unter Menschen betrachtet wird – auch wenn das die logische Schlussfolgerung des ethischen Relativismus ist.
Ich wiederhole: Theoretisch bin ich von gewissen Punkten anders überzeugt als praktisch. Wie Camus schon schrieb: Der
Körper hat auch ein gleichwertiges Mitspracherecht.
Zitat:
--> Ich glaube keine Philosophie der Welt ist von Irrationalitäten und "Gefühlssachen" ganz frei. Man müsste schon nicht mehr Mensch sein um ohne sie sein zu können.
Natürlich nicht – nur dies war bei Camus in ungeschminkter Form zu sehen. Das ist das, was mir
zuerst[i] negativ als z.B. [i]willkürliche Sprünge auffiel.
Zitat:
--> Ich behaupte das jede "Glaubensform" in letztem Sinne hypothetisch ist. Es gibt keinen faktischen Atheismus. Ich mag das im Existenzialismus herausgearbeitete Bild des Sprungs. Jeder denkende Mensch kommt irgendwann an diesen Punkt - und jeder springt in die eine oder andere Richtung, ausgenommen vielleicht die Quietisten, aber sie wählen die schlechteste aller Möglichkeiten...
Alles relativ zum Betrachter. Ich sehe das immer nur an sich – für mich ist mein Atheismus in diesem
Moment faktisch. Wie ich die Welt in einem Jahr sehe und interpretiere – das weiß ich nicht; aber das ändert meinen derzeitigen faktischen Atheismus, der absolut ist, nicht.
Zitat:
--> Sicher, aber Konventionen auf begrenztem Terrain! Ein Beispiel: ein Mensch glaubt er sei tot. Das ist seine Wahrheit. Alle anderen Menschen sehen und erfahren ihn lebend. Das ist ihre Wahrheit. Was ist hier Wahrheit? Vielleicht habe ich nur zu wenig Phantasie aber dieses System hinkt doch von hinten bis vorne - du selbst hältst es ja gegenüber meinem System wiederum für Wahrheit...
Ich verwerfe die Idee einer Wahrheit, die losgelöst von den Individuen absolut ist. Ich betrachte sie an sich, niemals losgelöst – und ja, in diesem Fall gibt es zwei Welten (eigentlich einige mehr:
„Alle anderen Menschen…“), zwei Wahrheiten in deinem Beispiel.
Und nein, ich betrachte meine Überzeugung nicht als richtiger oder wahrer als deine – das ist der Irrtum; ich versuche nicht meine Wahrheit über alle zu projizieren und sie dir schönzureden. Ich rede lediglich über meine Welt, die sich so nur mir ergibt; ich kann mit total konträren Meinungen leben – das impliziert ja der Kern der meinigen.